Durch das junge Waldgebiet der Neuen Hardt am Rand des Leipziger Neuseenlands, das aus ehemaligen Braunkohletagebauen entstanden ist, erreiche ich die Fahrradkirche in Zöbigker. Die Kirche des kleines Ortes wurde 1942 bei einem Orgelbrand zerstört, blieb jahrzehntelang nur eine Ruine und wurde erst in den letzten Jahren in Teilen wiederaufgebaut. Wie an der Ostsee kann man sich am benachbarten Cospudener See fühlen: Nicht nur wegen der weißen Sandstrände am Seeufer, sondern auch wegen der heute ausgesprochen kräftigen Brise, an der vor allem einige Windsurfer auf dem Wasser ihre Freude haben.
Weiter geht es durch Markkleeberg-West und den Kees'schen Park in den südlichen Auwald von Leipzig. Auf der Pleiße, die sich durch das große Waldgebiet schlängelt, sind inmitten des Grüns neben unscheinbaren Graureihern auch einige leuchtend rote Kanus unterwegs. Der Lutherweg wechselt hinter der Connewitzer Schleuse an das Ufer des Elsterflutbetts und führt vorbei an der historischen Trabrennbahn zum Clara-Zetkin-Park. Stellenweise liegt ein schwerer Lindenduft über den Rasenflächen und farbenfrohen Blumenbeeten der Grünanlage, von der aus es nicht mehr weit zur Innenstadt ist.
Von weitem ist schon der Turm des Neuen Rathauses zu sehen, das auf den ersten Blick wie eine trutzige Burg wirkt, allerdings erst Anfang des 20. Jahrhunderts erbaut wurde. Deutlich älter ist hingegen einige Straßen weiter die Thomaskirche, an der einst Martin Luther predigte und Johann Sebastian Bach als Kantor wirkte. Ein Besuch des Bach-Grabs im Inneren der Kirche darf natürlich nicht fehlen, bevor ich das letzte Stück des Weges durch die lebhafte Fußgängerzone und den ruhigeren Park am Schwanenteich zum Hauptbahnhof in Angriff nehme.