Auf dem Wildrosenpfad nördlich von Sangerhausen merke ich an den zu bewältigenden Höhenmetern doch deutlich, dass die Stadt bereits im südlichen Harzvorland liegt. Dafür bieten sich von schattigen Wegen an Waldrändern und Pfaden über lichte Anhöhen, auf denen natürlich auch die namensgebenden Wildrosen zu finden sind, immer wieder herrliche Aussichten über die hügelige Landschaft. Nicht zu übersehen ist allerorten die Hohe Linde: Beim Anblick der schiefergrauen Abraumhalde des Thomas-Münzer-Schachts könnte man fast meinen, der Teide aus Teneriffa hätte in Sachsen-Anhalt eine neue Heimat gefunden.
Im Rosenmonat Juni lohnt sich der Besuch des Europa-Rosariums in Sangerhausen, das vor 120 Jahren gegründet wurde, natürlich besonders. Fast 9000 verschiedene Rosenarten und -sorten in fast allen Farben umfasst diese größte Rosensammlung der Welt. Skulpturen, kleine Teiche und Stauden lockern die Pflanzungen mit niedrigen Rosen in Beeten und kletternden Rosen an langen Stangen oder Spalieren etwas auf. Zwischendrin zeigen historische Fotos, dass es vor vielen Jahrzehnten in dem Park gar nicht so viel anders aussah als heute.
Auf dem Rückweg zum Bahnhof ist noch Zeit für eine Erkundungstour durch die ruhigen und teilweise etwas verlassen wirkenden Straßen und Gassen der Altstadt. Neben stattlichen Bürgerhäusern aus der Renaissance-Zeit und gleich drei mittelalterlichen Kirchen gibt es vereinzelt noch immer einige Häuser, die wieder aus ihrem Dornröschenschlaf geweckt werden wollen. Selbstverständlich hätte Sangerhausen den Beinamen Rosenstadt kaum verdient, wenn nicht auch hier Kletterrosen an manchen Hauswänden etwas Farbe ins Stadtbild bringen würden.