Möglichst abseits von Straßen soll es heute bis nach Neukölln gehen. Der Höhepunkt der Herbstfärbung lässt an den Wegen durch den Tiergarten noch etwas auf sich warten, nur im Rosengarten leuchtet der Wilde Wein an der Kolonnade schon rot. Winterlich und kahl zeigen sich hingegen bereits jetzt die sonst schönen Blumenbeete im Englischen Garten und auf der Luiseninsel.
An Philharmonie und Neuer Nationalgalerie vorbei gehe ich zum Park am Gleisdreieck, der erst vor einigen Jahren auf dem Gelände ehemaliger Güterbahnhöfe entstanden ist. Einige Bereiche mit Bahngleisen, auf denen mittlerweile ein junger Wald aufgewachsen ist, blieben als »Gleiswildnis« erhalten. Heute ist im Park ordentlich etwas los: Junge Leute üben mit ihren Skateboards, zwei Frauen tanzen auf federnden Sprungstiefeln, Kinder spielen mit ihren Eltern. Schlagartig leeren sich die Spielplätze und Rasenflächen allerdings, als es am Himmel immer dunkler wird und erste Regentropfen herabfallen.
Ein wenig kann ich durch den Park noch südwärts über die Yorckbrücken hinweg wandern, bevor es durch die Monumentenstraße zum Viktoriapark geht. Entlang des ausgetrockneten Wasserfalls schlängeln sich die Wege – für Berliner Verhältnisse reichlich steil – hinauf zum Kreuzberg, auf dem sich das Nationaldenkmal für die Befreiungskriege von Karl Friedrich Schinkel erhebt. Oben angekommen bietet sich ein toller Ausblick auf die langgestreckte Großbeerenstraße und die Berliner Innenstadt.
Vom südlichen Zugang des Viktoriaparks folge ich nun einer Kette von Grünanlagen bogenförmig über die Gartenstadt Neu-Tempelhof zum Tempelhofer Feld. Die unerwartete Weite der Wiesenlandschaft in der sonst dicht bebauten Umgebung ist jedes Mal aufs Neue faszinierend. Der Westwind treibt nicht nur mich über die stillgelegten Rollbahnen neben dem monumentalen Flughafengebäude. Auch die Regenwolken verschwinden langsam und machen der Sonne Platz, die einen kleinen Regenbogen über die Häuser von Neukölln und etwas später einen schönen Sonnenuntergang an den Himmel zaubert.