Ein strahlend blauer Himmel hat trotz Bahnstreik und Feiertag über 25 Wander- und Architekturinteressierte nach Lichterfelde gelockt. Gemeinsam mit Wanderführer Frank Meyer vom Märkischen Wanderbund soll es heute einmal quer durch Berlin von Süd nach Nord zu einigen Bauwerken des Brutalismus gehen. Namensgebend für diesen Baustil der Moderne ist allerdings nicht das deutsche Wort »brutal«, sondern das französische Wort »brut« für »roh«. Und so ist vor allem die rohe, unverputzte Betonfassade ein unverkennbares Erkennungsmerkmal dieser meist aus den 1970er und 1980er Jahren stammenden Bauten.
Erster Höhepunkt ist zweifellos der futuristisch anmutende und wenig einladende »Mäusebunker«, ein ehemaliges Tierversuchslabor der Freien Universität. Weitere herausragende Vertreter des Brutalismus, denen wir auf unserer Wanderung begegnen, sind die als »Sozialpalast« bekannte Straßenüberbauung über der Pallasstraße am ehemaligen Standort des Sportpalastes, das Kunstgewerbemuseum am Kulturforum und schließlich das hoch aufragende Verwaltungsgebäude der Scheringwerke im Wedding. Einen Blick auf den heute zu abseits gelegenen »Bierpinsel« in der Steglitzer Schloßstraße können wir immerhin nach einem Aufstieg auf den Trümmerberg Insulaner erhaschen.
Trotz des architektonischen Schwerpunkts führt uns Frank neben einigen unvermeidlichen Straßenabschnitten immer wieder durch schöne Grünanlagen und Grünzüge, dank derer auch eine Stadtwanderung in Berlin sehr angenehm sein kann. Den Anfang macht der Uferweg am Teltowkanal, der nahtlos in den Stadtpark Steglitz übergeht. Über den langgestreckten Hans-Baluschek-Park geht es nach einem Abstecher in den Heinrich-von-Kleist-Park weiter zum belebten Park am Gleisdreieck und dem Kulturforum. Nach einer Pause im Tiergarten folgen wir dem Berlin-Spandauer Schifffahrtskanal und wandern ein Stück an der Panke entlang, bevor ein Schlenker durch den Volkspark Humboldthain diese Wanderung mit einer gelungenen Mischung aus eindrucksvollen Bauwerken und städtischem Grün beschließt.