Die Sonne, die am Mittag hinter Wolken hervorgekommen ist, hat mich für eine herbstliche Runde in den Tiergarten gelockt. Vor Ort allerdings ist von Sonnenstrahlen keine Spur mehr, stattdessen treibt der Wind Schneeflocken über die Wege. Was soll's, schön ist es hier eigentlich immer. Der Ruderbootverleih am Neuen See hat zwar bis zum Frühjahr geschlossen, aber auf den Wasserflächen sind trotzdem allerhand Enten, Gänse und Schwäne unterwegs. Vor allem die männlichen Mandarinenten sind bereits prächtig gefärbt und trotz der Temperaturen in Hochform. Nur von den Bibern, die mittlerweile auch im Tiergarten heimisch sind, ist heute nichts zu sehen.
Entlang der Fließe wandere ich im südlichen Teil vom Café am Neuen See zum Theodor-Fontane-Denkmal und vorbei an Brücken mit Jugendstilelementen und Adlerköpfen zur Luiseninsel. Ein zarter Veilchenduft liegt hier über den ornamentalen Beeten neben dem Standbild der jung verstorbenen Königin Luise. Weiter geht es zum Floraplatz mit der »Amazone zu Pferde« im Mittelpunkt und lebensgroßen Tierskulpturen aus Bronze, die sich um das Rondell gruppieren. Auf dem Venusbassin nebenan hat sich neben den Seerosen bereits eine dünne Eisschicht gebildet.
Der Parkteil nördlich der Straße des 17. Juni hat weniger Sehenswürdigkeiten zu bieten, schönes Herbstlaub von Buchen und Ahornen gibt es aber auch hier. Im Englischen Garten wird es botanisch etwas vielfältiger: Gelbe Ginkgoblätter bedecken die Wege, während Sumpfzypressen ihre rostbraune Herbstfärbung zeigen. Besonders reizvoll sind rund um den kleinen Teich die Büsche des Winterschneeballs, die bereits über und über mit rosa angehauchten und stark duftenden Blüten bedeckt sind.