Eine Stunde nach Sonnenaufgang sind im Park am Gleisdreieck erwartungsgemäß noch deutlich mehr Tiere als Menschen zu sehen (und vor allem zu hören). Leere Flaschen und überquellende Mülleimer lassen allerdings erahnen, dass auf den Rasenflächen vor wenigen Stunden noch einiges los war. Neben der offiziellen Graffiti-Wand haben sich mittlerweile auch alle anderen Mauern entlang des Bahngeländes und die Stützpfeiler der Hochbahn in eine riesige Open-Air-Galerie verwandelt.
Deutlich künstlerischer wird es in den ruhigen Nebenstraßen südlich der Bülowstraße. Großformatige Murals mit Titeln wie »One Wall«, »Fafinette« und »NO Future« verschönern dort Brandwände und schlichte Betonbauten aus den 1970er und 1980er Jahren. Ein Schwerpunkt der Street Art ist jedoch die Bülowstraße selbst. Alle paar Meter treffe ich auf neue Motive und komme mit dem Fotografieren kaum hinterher: Mal schauen mich überdimensionale Gesichter an, mal posieren blaue Männchen in skurrilen Outfits auf Pfeilern vor Hauseingängen.
Im Tiergarten übernimmt zur Abwechslung Mutter Natur die Farbgestaltung. Umgeben von frischem Maigrün stehen auf der Luiseninsel gerade die weiß blühenden Rhododendren in voller Blüte, während ihre gelb blühenden Geschwister bereits die ersten Blüten abwerfen. Die violetten Sorten brauchen dagegen noch ein paar Tage, bis sich alle Knospen geöffnet haben. Vorbei am Rosengarten, wo die letzten Tulpen gerade vom Zierlauch abgelöst werden, geht es weiter in den Englischen Garten am Rand des Hansaviertels. Einige kleine Rhododendren scheinen nur aus Farbe zu bestehen, so als hätte ein Maler sie gerade frisch angemalt.