Der kleine Trampelpfad an einem Stück der Erpe ist zwar auf der Karte eingetragen, aber in den letzten Jahren können hier höchstens Wildschweine und andere Tiere unterwegs gewesen sein. Ich kämpfe mich vorbei an Brennnesseln und Springkraut sowie unter und über Ästen hindurch und sehe hinterher wie nach einer Dschungel-Expedition aus. Immerhin sind keine Schlangen von den Bäumen herabgefallen... Zum Glück werden die Pfade entlang des Fließes bis zur Mündung in die Spree bald besser.
Bei einem Rundgang durch die Köpenicker Altstadt lassen schöne Fotomotive nicht lange auf sich warten: Blicke von Uferwegen auf Spree und Dahme, historische Häuser an kopfsteingepflasterten Straßen, die Schlossinsel samt Schloss aus dem 17. Jahrhundert und natürlich das eindrucksvolle Rathaus. Selbstverständlich wurde der Schuster Wilhelm Voigt, der als Hauptmann verkleidet die Stadtkasse des Rathauses beschlagnahmte, am Eingang in Bronze verewigt. Auf der Uferpromenade hält heute gefühlt jeder ein Eis in der Hand, was auch mich zu einer entsprechenden Erfrischung vor dem weiteren Weg verleitet.
An der Salvador-Allende-Brücke beginnt der breite Waldweg an der Müggelspree. Auf dem Fluss sind nicht nur die üblichen Flöße unterwegs, auch der Ausflugsdampfer Moby Dick schippert gerade vorbei. Mittlerweile hat er auch schon 50 Jahre auf seinem Walbuckel. Trockenen Fußes gelange ich durch den Spreetunnel auf die andere Flussseite. Moby Dick hat gewendet und wartet nun vor dem Müggelpark auf Passagiere für die Rückfahrt Richtung Innenstadt. Am Himmel über dem Müggelsee hängen Gewitterwolken, aber nur in der Ferne ist ein dumpfes Grollen zu hören.
Vom größten See Berlins ist erst wieder etwas hinter dem Wasserwerk am Müggelsee zu sehen. Kleine Sandstrände säumen hier das bewaldete und wilde Nordufer, die andere Seeseite mit Müggelbergen und Müggelturm ist weit entfernt. Für kurze Zeit kommt sogar die Sonne zwischen den dunklen Wolken hervor. Zum Baden lädt der See leider trotzdem nicht ein, denn ein grüner Teppich aus Blaualgen bedeckt die gesamte Wasserfläche im Uferbereich. Vom Strandbad Müggelsee, das gerade umfassend saniert wird, gehe ich weiter durch Rahnsdorfer Wohngebiete nach Neu-Venedig. Ein paar Regentropfen fallen nun doch vom Himmel, so dass ein kurzer Blick auf die hübschen, von Wassergrundstücken gesäumten Kanäle diesmal reichen muss.