Backsteingotik und Steilküsten – Ostseewanderung vom Doberaner Münster zum Warnemünder Leuchtturm

Eisenbahnnostalgie kommt gleich am Start im Bahnhof von Bad Doberan auf, wo der Zug der Bäderbahn Molli mit einer schnaufenden Dampflok zum Seebad Heiligendamm startet. Deutlich älter als die Eisenbahn und die klassizistischen Gebäude des Kurorts ist das Doberaner Münster. Die Kirche des ehemaligen Zisterzienserklosters, die im Stil der Backsteingotik erbaut wurde und auf das 13. Jahrhundert zurückgeht, würde man wohl eher in einer größeren Stadt erwarten.

An der langen Lindenallee nach Heiligendamm begegnet mir der Molli noch einmal, bevor ich zur Niederung am Conventer See abbiege und zur Ostseeküste wandere. Mein Plan, den sonnigen Tag für ein erstes erfrischendes Bad in der Ostsee zu nutzen, rutscht angesichts des reichlich kalten Windes allerdings erst einmal an das Ende der To-do-Liste. Da es am Strand zudem mehr Kieselsteine als Sandkörner zu geben scheint, ist der Weg oberhalb der Steilküste für die nächste Zeit wohl die bessere Wahl. Dort bringen Löwenzahn, Gänseblümchen und Rapsfelder sogar noch etwas mehr Farbe in die Frühlingslandschaft.

Mehr Betrieb als auf dem Weg herrscht momentan an bzw. in den naturbelassenen Steilwänden, in denen Seeschwalben ihre Bruthöhlen gebaut haben. Nicht zu übersehen sind hingegen die Spuren der Naturgewalten in Form von immer wieder neuen Abbrüchen an der Steilküste. Auch im Gespensterwald bei Nienhagen haben es die reichlich von Wind und Wetter gebeutelten und zerzausten Buchen direkt an der Abbruchkante nicht gerade leicht.

Schöne Ausblicke auf das Meer bieten sich auch im weiteren Verlauf des waldreichen und somit windgeschützten Hochuferwegs. Als das weithin sichtbare Hotel Neptun auftaucht, kann es nach Warnemünde nicht mehr weit sein. Allmählich wird es auch am mittlerweile feinen Sandstrand lebhafter. Oben herum mehr oder weniger dicht verpackt, sind doch viele Besucher »unten ohne« unterwegs. Nach der langen Wanderung haben sich auch meine Füße eine Erholung verdient. Was für eine Wohltat, auf dem letzten Stück zum Warnemünder Leuchtturm barfuß im feinen Sand zu laufen und sich das frische Ostseewasser um die Beine spülen zu lassen! Das Anbaden darf allerdings ruhig noch bis zum nächsten Ostseebesuch warten.