Nach dem gestrigen Regen duftet der humose Boden wunderbar nach Wald, Vogelgezwitscher dringt aus den Buchenkronen, eine leichte Brise weht vom Wasser her. Wald und Wasser – das sind heute die Hauptattraktionen, denn es geht einmal rund um den Großen Stechlinsee. Schon seit 1938 steht der See unter Naturschutz, mit einer Wassertiefe von siebzig Metern ist er sogar der tiefste in Brandenburg. Verlaufen kann man sich auf dieser Wanderung kaum, bis auf wenige Ausnahmen folgt der Weg dem Verlauf des Seeufers, um schließlich wieder den Ausgangspunkt in Neuglobsow zu erreichen.
Ein besonders wilder, teilweise urwaldartiger Wald mit abgestorbenen und umgestürzten Bäumen befindet sich auf der Halbinsel, die von Westen her in den See hineinragt. Nach gut der Hälfte der Strecke ist jedoch wegen einer voraussichtlich länger andauernden Brückensperrung ein kurzer Exkurs in die Zivilisation erforderlich. Die Umleitung führt durch den Außenbereich des Kernkraftwerks Rheinsberg, das nach seiner Stilllegung nach und nach zurückgebaut wird. Zum Glück kann ich aber schon bald wieder auf den nun etwas breiteren, zum Leidwesen der Radfahrer aber doch sehr wurzelreichen Weg am Seeufer einbiegen.
An einigen Badestellen am Nordufer bietet sich die Gelegenheit für eine Erfrischung in dem glasklaren Wasser und einer längeren Pause mit Ausblicken auf den See. Erstaunlich, was da alles zu sehen ist: Der langsam dahingleitende Greifvogel am Himmel könnte ein Fischadler sein, am Ufer schweben kleine Libellen, zwei sich sonnende Zauneidechsen kommen auf Armlänge heran. Der Sage nach soll auf dem Grund ein roter Hahn leben und darüber wachen, dass die Fischer nicht an den falschen Stellen fischen. Mit etwas Glück bekommt man ihn bei einer Wanderung um den Stechlin vielleicht auch einmal selbst zu Gesicht.