Österliche Runde auf dem Spandauer Pilgerweg STADT

»Pilgern light« bietet die evangelische Kirche Spandau mit den drei Pilgerwegen STADT, LAND und FLUSS an. Landschaftlich mag es auf den spanischen Jakobswegen nach Santiago de Compostela reizvoller sein, aber dafür erreicht man die Spandauer Varianten bequem per S- und U-Bahn und kann anschließend gemütlich im eigenen Bett schlafen, statt das Nachtlager mit anderen schnarchenden Pilgern zu teilen. Ein Pilgerbüchlein mit ausführlichen Beschreibungen und einen Pilgerpass habe ich bereits einige Tage zuvor in der Nikolaikirche erworben, so dass am heutigen Ostermontag einer Runde auf dem ersten der drei Pilgerwege nichts mehr im Wege steht.

Im großen Bogen verläuft der Weg von der Altstadt Spandau über den Spektegrünzug zum Falkenhagener Feld und nach Staaken im äußersten Westen von Spandau, von wo aus es durch die Großsiedlung Heerstraße Nord und entlang der Havel wieder allmählich zurück zur Altstadt geht. Pünktlich zum Osterfest blühen die Osterglocken im Südpark, und auch sonst gibt es schöne grüne Ecken wie am Havelufer und auf Tiefwerder. Im Kontrast dazu stehen die nicht mehr ganz so lieblichen Großsiedlungen sowie einige Gegenden, die etwas mehr Aufmerksamkeit der Straßenreinigung verdient hätten. Richtig idyllisch wird es dafür wiederum an der Uferpromenade der Scharfen Lanke, in deren Nähe die leuchtend rote Gartenlaube von Albert Einstein zu finden ist.

So verschieden wie die Ortsteile sind auch die zwölf evangelischen und zwei katholischen Kirchen am Wegesrand. Mal Beton, mal Backstein, mal unscheinbar, mal unübersehbar. Highlights sind natürlich die mittelalterliche Dorfkirche in Alt-Staaken und die auf das 14. Jahrhundert zurückgehende Nikolaikirche in der Altstadt. Deutlich moderneren Ursprungs hingegen ist St. Markus im Falkenhagener Feld, die aufgrund der Ähnlichkeit des Daches mit den Produkten eines namhaften Filtertütenherstellers den Spitznamen »St. Melitta« erhielt.

Am Ende der Runde hat sich das Pilgerheft schon gut mit Stempelabdrücken gefüllt. Manche der Briefkästen mit den Stempeln waren leider nicht auffindbar oder nicht zu öffnen. Dafür erwarteten mich anderswo unzustellbare Briefe und an der Melanchthonkirche sogar ein rosa glitzerndes Portemonnaie. Ein Ausweis war auch enthalten, so dass – Google weiß bekanntlich alles – die zugehörige Telefonnummer schnell gefunden war. Die Besitzerin freute sich außerordentlich über meinen Anruf, den Fund der schon verloren geglaubten Dokumente und diese unverhoffte Überraschung zum Osterfest.

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